»Stadt ist gebaute Umgangsform« – das ist einer unserer Leitsätze, in dem unsere Verantwortung für eine lebenswerte gebaute Umwelt zum Ausdruck kommt. Aus diesem Engagement heraus sind wir zum gefragten Partner für viele Städte geworden.
Fast fünf Jahrzehnte Erfahrung in Stadtplanung, Architektur und Städtebau prägen unser berufliches Verständnis. Und mit jeder neuen Stadt entdecken wir eine weitere Geschichte, die sich wie ein Roman lesen lässt. Eine Erscheinung, die auf eigene Lebensweisen schließen lässt. Eine Gegenwart voller Energie oder Gelassenheit, voller Liebenswertem und Verdrängtem. Und ein Selbstbewusstsein, das sich auch aus den Widersprüchen aufbaut.
Deshalb steht zu Beginn einer Aufgabe immer eine offene und unbefangene Annäherung mit allen Sinnen. Im Dialog hierüber erfahren wir, was die Bürger an ihrer Stadt lieben, welche Eigenarten und Schönheiten sie schätzen. Auf dieser Grundlage bauen sich gegenseitiges Verständnis und Vertrauen auf.
Unser Fokus ist die Stadt. Doch Städte ohne umgebende Landschaft sind einfach undenkbar. So gilt für uns schon immer der Satz, den Walter Rossow als Landschaftsplaner und Professor in Stuttgart, seiner Publikation in den 60er Jahren voranstellte: »Die Landschaft muss das Gesetz werden«. Ihr Charakter, ihre Zusammenhänge und Potentiale sind immer Ausgangspunkt und Basis unserer Planung. Ihre Ökologie ist in Einklang zu bringen mit humanen Ansprüchen – von der Landwirtschaft über Naherholung bis zum Landschaftsbild.
Die Aufteilung der Stadt in Landschaft und bebaute Gebiete, in Straßen, Plätze und bauliche Strukturen prägt den Charakter der Stadt nachhaltig. Eigenarten und Fähigkeiten sind hierin eingeschrieben. Geschichte und Gebrauch lassen sich darin ablesen und setzen gleichzeitig der Zukunft einen Rahmen. In dieser Form liegt immer eine Logik. Deshalb ist uns die Morphologie der Stadt, ihre Gestalt, so wichtig. Alles Planen und Bauen soll sich aus den gegebenen städtischen Strukturen entwickeln und sie sinnvoll weiterführen.
Wir alle lieben Städte mit unverwechselbarem Gesicht, mit Stadträumen und Atmosphären, die uns offen empfangen. Schöne Plätze und gepflegte Parks, Wege und Straßen ziehen geradezu magisch an, vor allem, wenn diese sich mit Leben füllen. In derart angenehmer Stimmung fühlen wir uns wohl. Das öffentliche Leben fasziniert, nicht das Design der Objekte und Oberflächen. Dennoch braucht das Leben eine Form, in der es sich entfalten kann. Ohne Form wird es keinen Inhalt geben – und ohne Inhalt keine sinnvolle Form. Der städtische Raum ist »gebaute Umgangsform« für den täglichen Gebrauch. Letztlich gestalten wir nicht Dinge, sondern die Beziehungen untereinander.
Die Stadt ist kein Zustand oder Gegenstand. Um ihre Qualitäten zu behalten, muss sie sich verändern. Stadt ist eine Lebensweise und deshalb in ständigem Prozess des Werdens. Dieser Entwicklungsprozess bewegt sich letztlich immer zwischen Begriffen von Tradition und Moderne, der Abwägung von Werten und Wandel, zwischen den Polen Identität und Innovation. Erhalten, Schützen, Bewahren – oder Erneuern, Verändern, Überformen? Die Identität der Städte schöpft sich aus der Geschichte ebenso wie aus der Gegenwart mit den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhängen. Innovation ist unmittelbar verknüpft mit wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Kräften, die auf Veränderung drängen und denen Raum gegeben sein muss. Sie sind Träger aller Entwicklung, aus ihnen leiten sich die Handlungsschwerpunkte ab, die durch Planungsziele ausgedrückt werden müssen.
In der Morphologie, der Sprache der Formen, liegt das wichtigste Potential der Entwicklung. Gestaltung ist kein Selbstzweck. Eine überzeugende Form verlangt Sinnhaftigkeit. Nicht das Objekt ist uns wichtig, sondern die Lebensqualität, die durch die Gestalt ermöglicht wird, die Bedeutung, die diese vermittelt, die Freiheit, die sie eröffnet – aber auch die Grenzen, die sie unseren Ansprüchen setzt. Die Wichtigkeit von Form und Formfindung ist uns im Laufe der Jahre immer bewusster geworden. Eine allgemeine Verständlichkeit scheint hierfür unverzichtbar. Unser Ausgangspunkt ist deshalb die gesprochene Sprache mit ihren Begriffen. Ob Dorf, städtisches Wohnviertel oder Innenstadt, ob Platz, Park, Passage oder Straße – mit dem gesamten Vokabular verbinden wir immer räumliche Gestalt – zusammen mit den Gebrauchseigenschaften und ihrer sozialen Qualität. In baulichen und räumlichen Strukturen sind Erfahrungen von Generationen verdichtet und zu typologischen Formen herangewachsen. Hierin liegt ein städtisches Erbe, das gepflegt sein will. In dieser Konvention der »Umgangssprache« ist auch die Konvention unserer »Umgangsform« aufgehoben – unser gemeinsames Kulturverständnis.
Städtebau ist Kunst – auch wenn dieser vielfach nur technisch funktional verstanden wird. Er arbeitet an der Wahrnehmung und Ästhetik – Stadtbaukunst. Aber diese Kunst ist wohl die schwierigste überhaupt. Denn sie ist mit dem verbreiteten Kunstbegriff und Künstlertum nicht zu realisieren. Der einzelne Ort lässt sich architektonisch bauen, der einzelne Weg gestalten. Auch der physische Raum der Stadt lässt sich als Konstruktion denken.
Die Zeit als vierte Dimension bereitet bereits große Probleme. Da kommen wir heute kaum über die wirtschaftliche Abschreibungsdauer hinaus, trotz aller Beschwörung der Nachhaltigkeit. Doch die eigentlich entscheidende fünfte Dimension ist für uns das alltägliche Leben. Erst wenn der städtische Raum durch ein Miteinander durchdrungen wird, wenn die gelebten Beziehungen und Erinnerungen wichtiger werden als die Gestaltungsabsicht, dann spüren wir die fünfte, die soziale Dimension. Die Kunst des Städtebaus liegt letztlich darin, das Leben selbst mitgestalten zu lassen.
So finden sich auf diesen Seiten die unterschiedlichsten Themen wieder – von der Stadtentwicklungsplanung, Bauleitplanung über städtebauliche Gutachten und Entwürfe für neue Stadtquartiere bis zu Platz- und Straßengestaltungen. Aber alle Projekte verfolgen das Ziel, die individuellen Stärken und Charaktere zu entfalten und an einer lebenswerten Stadt weiterzubauen.