OXYD

 

Ausrangiert. Verrostet. Nicht mehr zu gebrauchen.
Ein Ungetüm.
Eines schönen Sommertages stand es da am Straßenrand im Grünen.
Das Abendlicht brachte die Maschine zum Leuchten.
Rost. Alt. Verbraucht. Offensichtlich aus der Eisenzeit.
Je näher ich mir das Objekt anschaute, umso interessanter wurde diese Großplastik der Mechanik.
Direkt neben dem Wehr im Süden der Stadt. Hier die Maschinenteile des Antriebsaggregats mit Hebeln, Zahnrädern und Ketten. Dort die Riesentrommel. Wurde über eine gewaltige Kette betrieben - zur Regulierung des Wasserstands.
70 Jahre im Dienst, an vielen Stellen durchgerostet, repariert und weiter gerostet.
Der Stahl sah eher aus wie vermoderndes Holz - in lauter Schichten zerfallend.
Rost. Eisenoxyd.
Welch ein Farbspiel, das sich mit zunehmender Nähe erweiterte.
Faszinierend. Rostrot. Rostgold. Rostblau. Rostgrün.
Ein Glück, dass ich mich sofort habe hinreißen lassen und fotografiert habe, denn schon am nächsten Tag war das Relikt verschwunden. Versetzt. Ich hätte es nie wieder in diesem Licht fotografieren können. Eisenoxyd. Rost.
Findet sich eher am Rande der Städte. In den Häfen. Auf Bahngeländen. Wie in den weiteren Bildern.
Alles Stoffliche unterliegt der Oxidation, diesem Zerfallsprozess, oder? Wir nennen es Altern. Immer versuchen wir, diesen Verfall zu verhindern. Oder für uns ganz auszublenden.
Rettet den Rost. Die Moderne verehrt das Neue, das Glatte, das Abstrakte.
Rost ist das Gegenteil. Haptik. Materie. Umbau. Entfaltung. Auflösung.
Sehr eigensinnig, dieser Prozess.
OXYD.