Eine Baustelle. Gerüste. Weiß verhüllt. Das Anton-Ullrich Museum in Braunschweig. Die Architektur des späten Klassizismus – verborgen hinter Stahlskeletten, die wiederum durch leuchtend weiße Planen verhängt sind. Der Wind bläht die Stoffe auf, wenn sie nicht straff gespannt sind. Kabelbinder fixieren sie an den Stahlstreben. Die Spannung wird sichtbar. An manchen Stellen reißt der Stoff. Und plötzlich wird das Textile dieses licht- und luftdurchlässigen Materials erlebbar. Die Hülle hat Risse, Einschnitte, macht sich im Wind selbständig.
Es ist ruhig. Ein stiller Sonntagmorgen. Die Sonne scheint. Im flachen Licht wird die textile Struktur plastisch, überstrahlt die Architektur im Innern. Die ruhigen Flächen, die architektonische Struktur in Verbindung mit den Spuren manueller Eingriffe, den kleinen Störungen vermitteln eine große Ruhe, die zum Tag passt. Kein Lärm. Keine Arbeiter. Und kein Schloss am Bauzaun. Dieser steht offen. Betreten der Baustelle verboten. Doch heute wird nicht gebaut. Heute ist es ausnahmsweise eine Schaustelle für mich allein.
Im Sockelbereich Ist das Textil gerafft wie eine Tüllgardine, legt das Skelett frei und öffnet den Vorhang wie auf der Theaterbühne. Im Dunkel wird der Stein sichtbar. Behauen und profiliert nach den Regeln der Steinmetzkunst. Alles nur zu ahnen.