Schwarz. Tiefes Schwarz, das sich fast bis zum Horizont ausdehnt. Eine Wüste. Nichts wächst hier. Absolute Leere. Seitlich Mauern. Gigantische Mauern, acht bis zehn Meter hoch, mit gewaltigen Rippen, die jedoch in der Dimension des Platzes, aus der Distanz, fast zierlich wirken.
Ich fühle mich wie in einem Gemälde von de Chirico. Der blaue Himmel. Die scharfe Sonne. der Blick in die Endlosigkeit des Raums. Die irritierenden Größenverhältnisse. Jeder Maßstab scheint außer Kraft gesetzt. Kein Mensch ist zu sehen. Kein Auto geparkt. Kein Hinweis auf irgendeine Aktivität. Nicht einmal Gebrauchsspuren. Alles wirkt wie eben fertiggestellt. Worauf wartet man hier? Wozu dient diese Anlage?
La Palma - die westlichste der Kanarischen Inseln. Hier verbringen wir zwei Wochen, um dem Winter in Deutschland zu entfliehen. Das gelingt hier prächtig. Das Wetter. Die Menschen. Nicht zu viel Touristen, der Alltag der Menschen bleibt spürbar, sichtbar. Und in Tazacorte an der Westküste, gleich neben der Marina mit den Yachten und einigen kleinen Fischerbooten stoße ich auf dieses irritierende Bild. Schwarz der Grund. Asphalt.
Nur eines gibt Hinweis auf die Hoffnung, die dem Projekt wohl zugrunde liegt. Die weißen aufgemalten Streifen, die die Perspektive betonen und die Tiefe des Raums überzeichnen. Und die am Meer enden. Alles ist hier vorbereitet für die Ankunft von Großfähren und Kreuzfahrtschiffen, die jedoch nicht kommen. Seit über drei Jahren wartet dieser Platz auf seine Nutzung, bestens gesichert durch eine 400 Meter lange Mauer, die den Hafen vor den Flutwellen des Atlantiks schützen.
Mich fasziniert die surreale Atmosphäre und lockt mich mehrfach wieder hierher, um sie in eigene Bilder umzusetzen. Das Lavaschwarz des Asphalts und die weißen Fahrbahnmarkierungen, der fast wolkenlose und manchmal dunstige Himmel - alles wirkt abstrakt. Hieraus sind ein paar Bilder entstanden, die diese Leere und Zeitlosigkeit, die Anonymität eines Irgendwo betonen. Diesen Ort, diesen Transitraum in die Irrealität, werde ich in meinen Träumen öfter besuchen. Alles ist hier offen.