Auftraggeber
TesCom GmbH & Co. KG
Gesellschaft für Kapital und Grundbesitz
In Abstimmung mit
Stadt Goslar
Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk
Zeitraum
2018/2019
Anlass und Zweck des Wettbewerbs
Die ehemaligen Kasernenhöfe des Bundesgrenzschutzes werden zwar gern als Parkplatz genutzt, aber sind doch gleichzeitig ein großes Ärgernis. Die Bebauung, Gestaltung und Nutzung dieses stadtgeschichtlich bedeutenden Areals sind nicht angemessen. Unmittelbar neben Goslars bedeutsamstem Kulturerbe, der Kaiserpfalz, finden sich seit Jahren leerstehende Militäreinrichtungen. Und auf den Fundamenten des Stiftungsdoms und der Kuriengebäude stehen heute die Touristenbusse und die Besucher parken ihre Autos.
Die Stadt Goslar beabsichtigt gemeinsam mit der TesCom GmbH & Co. KG das Umfeld der Kaiserpfalz mit der ehemaligen Bundesgrenzschutzkaserne aufzuwerten.
Der Entwicklungsbereich ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes „Rammelsberg und Altstadt Goslar“. Es werden daher von allen Beteiligten hohe Maßstäbe an die zukünftige Nutzung und Gestaltung gelegt, die diesem kulturellen Erbe gerecht werden.
In einer Entwicklungsvereinbarung zwischen der Stadt Goslar und der TesCom GmbH & Co. KG wurden inhaltliche Vorgaben zu noch weiter auszuarbeitenden Programmzielen formuliert.
Mit dem Ziel der Integration des Projekts in das funktionale und städtebauliche Gefüge der Altstadt sowie einer strukturellen Aufwertung des Umfelds wurde ein städtebauliches Gutachten durch ACKERS MORESE STÄDTEBAU (vormals: ACKERS PARTNER STÄDTEBAU) erarbeitet und ortsverträgliche Programmbausteine definiert. Die daraus resultierende Grundidee des bereits in einem umfangreichen Beteiligungsprozess (Zwei öffentliche Foren und zwei öffentliche Werkstätten) erarbeiteten städtebaulichen Zielkonzepts sollte im Rahmen eines Architekturwettbewerbs vertiefend ausgearbeitet werden.
Der Prozess wird darüber hinaus durch eine Lenkungsgruppe „Entwicklung KaiserpfalzQuartier“ begleitet.
Bauen im kaiserlichen Pfalzbezirk?
Die Kaiserpfalz als ursprünglich eigener Rechtsbereich ist heute kaum mehr ablesbar. Hierzu tragen die preußischen Kasernenbauten der Gründerzeit, aber vor allem die Kasernen des Bundesgrenzschutzes bei, die das Gebiet bis heute überformen. Dieses Gelände steht zur Disposition, hierauf bezieht sich dieser Wettbewerb und ist damit unbestritten das wichtigste Projekt der nächsten Jahrzehnte für die Stadtentwicklung Goslars.
Die Aufgabe war bereits bisher eine Herausforderung für alle Beteiligten: Planen und Bauen unmittelbar im Bereich des Weltkulturerbes der Kaiserpfalz und der Goslarer Altstadt. Mehr Ansprüche an Funktion, Geschichte und Gestaltung sind kaum denkbar. Darf man hier bauen?
Grundlage nach einem mehrjährigen und intensiven Planungsprozess ist ein Städtebauliches Konzept mit einem Programm, das den Bereich der Stiftskirche als zukünftigen Stiftsgarten oder Park definiert. Anstelle der Bundesgrenzschutzkaserne ist ein öffentliches Forum mit Stadthalle und Hotel vorgesehen. Ein weiterer elementarer Bestandteil ist die Verlagerung des ruhenden Individualverkehrs vom Domplatz in die auf dem Gelände geplante Tiefgarage für Personenkraftwagen, die Schaffung von Mitarbeiterstellplätzen für die Stadt Goslar und das Amtsgericht Goslar sowie ein attraktiver Ersatz für die Bus-Stellplätze. Für den Bustourismus ist an der Werenbergstraße eine neue Haltemöglichkeit von den Verkehrsgutachtern empfohlen.
Eine Herausforderung für alle Beteiligten
Die Berücksichtigung der herausragenden stadt- und kulturgeschichtlichen Bedeutung der Kaiserpfalz und der Altstadt Goslar als UNESCO-Weltkulturerbe stellt in diesem Zusammenhang eine besondere Aufgabe dar. In diesem Bewusstsein wurden sechs namhafte Architekturbüros in Arbeitsgemeinschaft mit jeweils einem Büro für Landschaftsarchitektur zu diesem Wettbewerb eingeladen. Dieser Wettbewerb trägt wesentlich zur Qualitätssicherung des Projektes bei.
Sanierungsgebiet
Der Entwicklungsbereich bildet einen Teilbaustein in dem zur Aufnahme in das Städtebauförderungsprogramm „Zukunft Stadtgrün“ beantragtem Sanierungsgebiet „KaiserpfalzQuartier / südliche Wallanlagen“. Der Naherholungsraum und das UNESCO-Weltkulturerbe Kaiserpfalz sollen damit sichtbarer und erlebbarer in der öffentlichen Wahrnehmung werden.
Bauherrin und Ausloberin: Tessner Gruppe
Bei dem Projekt „KaiserpfalzQuartier“ handelt es sich um eine Herzensangelegenheit der in Goslar
ansässigen Familie Tessner, die in Zusammenarbeit mit der Stadt Goslar diesen Wettbewerb auslobt und als Bauherrin die Absicht hat, das Projekt auch zu realisieren. Mit der Entwicklung des KaiserpfalzQuartiers soll ein über Jahrzehnte brachliegender bzw. eingeschränkt nutzbarer Teil aufgewertet und in die Gesamtstadt integriert werden.
Städtebauliches Zielkonzept
Der Bereich der ehemaligen Bundesgrenzschutzkasernen soll eine völlige Neuordnung erfahren. Aus dem ursprünglich introvertierten und völlig abgeschotteten Komplex soll ein offenes, durchlässiges Gefüge öffentlicher Räume entstehen. Bisher unterbrochene Wegebeziehungen werden erneuert. Wichtig ist die Verknüpfung mit dem umliegenden Quartier und darüber hinaus mit der Innenstadt im Norden, den Wohngebieten am Fuße des Rammelsbergs und den Wallanlagen. Mit der Wiederaufnahme des historischen Weges hinauf zum Rammelsberg durch das frühere Erzholntor und mit der Aufnahme der Wallpromenade wird das Wegenetz verknüpft.
Der Rat der Stadt Goslar hat dem städtebaulichen Gutachten des Büros Ackers Partner Städtebau zur Entwicklung desKaiserpfalzQuartiers zugestimmt. Das daraus resultierende städtebauliche Zielkonzept wurde als Grundlage für die weiteren Planungen auf dem Areal beschlossen.
Auf dieser Basis wurde eine weiterführende Absichtserklärung zwischen der Stadt und der TesCom GmbH & Co. KG sowie der Hans-Joachim Tessner-Stiftung geschlossen. Stadt und Investor verpflichten sich zu einer exklusiven Zusammenarbeit.
Freiraumwettbewerb für den Domplatz
Darüber hinaus ist vorgesehen, dass die Stadt Goslar einen landschaftsplanerischen Wettbewerb für die Umgestaltung des Domplatzes im Sommer 2019 auslobt.
Bebauungsplan
Diese Prozessphase soll in einen abgestimmten Bebauungsplan-Entwurf münden, auf dessen Grundlage der Rat der Stadt Goslar über das Gesamtkonzept und über den Verkauf der erforderlichen städtischen Flächen an den Investor entscheiden kann.
Aufgabe und Ziel des Wettbewerbs
Die aus heutiger Sicht nicht angemessene Bebauung, Gestaltung und Nutzung des Areals soll eine adäquate bauliche Ordnung finden. Vorgesehen ist die Errichtung
Die Grundidee des bereits erarbeiteten städtebaulichen Zielkonzepts mit seiner Raumtypologie und Erschließung sollte weiterentwickelt werden. Es sollten Lösungsansätze für das Gesamtvolumen erarbeitet werden, die der städtebaulich exponierten Lage und der hochwertigen denkmalgeschützten Nachbarschaft Rechnung tragen. Es gilt, die zukünftige Bebauung verträglich zum Welterbe-Status zu gestalten. ...
Anforderungen und Ziele aus den Nutzungen
Stadthalle
Der geplante Veranstaltungsraum an der Kaiserpfalz soll die Möglichkeit der multifunktionalen Nutzung von 500 Sitzplätzen eröffnen.
Folgende Veranstaltungsformate sind grundsätzlich angedacht:
Da die unterschiedlichen Nutzungen variable Flächengrößen erfordern, sollte die Veranstaltungsfläche unterteilbar und parallel nutzbar organisiert werden. Ziel ist es, die Spielstätte multifunktional so auszustatten, dass ein gesellschaftlicher und kultureller Mehrwert über die reine Theaternutzung hinaus verwirklicht
werden kann.
Hotel
Unmittelbar gegenüber der Kaiserpfalz, neben der geplanten Stadthalle soll ein Vier-Sterne Lifestyle und Designhotel mit 120 Zimmern
entstehen. Das Hotel wird durch die TesCom GmbH & Co. KG gebaut.
Als Betreiber treten die FREIgeist Hotels mit Georg Rosentreter und Carl Graf von Hardenberg als geschäftsführende Gesellschafter auf. Die Marke FREIGEIST & FRIENDS ist eine Holdinggesellschaft, zu der auch die FREIgeist Hotels in Northeim, in Einbeck und in Göttingen sowie die „FRIENDS“, das Design Hotel Zum Löwen in Duderstadt, das Relais & Châteaux Hardenberg BurgHotel in Nörten-Hardenberg sowie das Restaurant, Café und Biergarten Graf Isang am Seeburger See gehören. Mit dem Hotel FREIgeist Goslar präsentiert sich zukünftig ein Vier-Sterne-Hotel mit ausgeprägtem Kunstbezug im neuen KaiserpfalzQuartier im südlichen Zentrum der Stadt.
Tiefgarage
In der Tiefgarage sind mindestens 340 Stellplätze auf maximal zwei Ebenen vorzusehen.
Freianlagen
Bisher unterbrochene Wegebeziehungen sollen erneuert bzw. eine vielfältige Integration in den Stadtraum gewährleistet werden. Hierzu zählen vor allem die Wege:
Das geplante Forum soll eine große Anzahl von Außensitzplätzen für das Hotel und den Pavillon ermöglichen. Darüber hinaus soll das Forum Veranstaltungen für 500 bis 800 Sitzplätze und Bühne geeignet sein.
Anforderungen und Ziele aus Städtebau, Denkmalschutz und Weltkulturerbe
Das Projektareal befindet sich an einer denkmalrechtlich und ggf. archäologisch exponierten Stelle des Weltkulturerbes. Jede Entwicklung verlangt daher eine Inwertsetzung der räumlichen Situation und Berücksichtigung der
kulturhistorischen Bedeutung des Areals.
Bauvolumen und Material
Das städtebauliche Zielkonzept war als Vorstudie der Bauvolumina anzusehen. Vom Wettbewerb wurde eine vertiefende Auseinandersetzung erwartet. Die Stadthalle soll hierbei in Auseinandersetzung mit der komplexen städtebaulichen Situation eine eigenständige architektonische Haltung entwickeln. Das Hotel soll sich hingegen architektonisch zurückhaltend integrieren.
Die neuen Gebäude sollen sich insgesamt in das historisch hochwertige Ensemble „Kaiserpfalz“ gestalterisch einfügen. Hierzu konnten Bezüge zur örtlichen Bautradition hergestellt werden durch die Wahl des Baumaterials oder die Aufnahme von Gestaltungsmerkmalen der näheren baulichen Umgebung.
Höhe der Gebäude
Die Höhe der neuen Gebäude musste deutlich unterhalb der Traufkante der preußischen Kaserne, des heutigen Amtsgerichts liegen. Gleichzeitig soll eine ausschließliche Orientierung auf die preußischen Kasernen vermieden werden, vielmehr sollen auch Bezüge zu der traditionellen städtischen Bebauung mit ihrer im Schnitt 2-3 geschossigen Bebauung hergestellt werden. Die neue Baumasse muss sich darüber hinaus in die vorhandene Topographie einordnen.
Fassaden und Dachaufsicht
Architektonische Fassaden, die ein „Gesicht zur Stadt“ bilden, sind ein unverzichtbarer
Anspruch, der für alle Seiten der Gebäude gilt. Es dürfen keine Rückseiten mit unattraktiven Lieferzonen ausgebildet werden. Die Fassaden sollen in Anlehnung an die Kleinteiligkeit der historischen Bebauung gegliedert werden. Die Zu- und Abfahrten zur geplanten Tiefgarage sind gestalterisch zu integrieren.
Aufgrund der Topografie ist das Dach als fünfte Fassade zu gestalten und von störenden technischen Aufbauten freizuhalten.
Wirkung im historischen Umfeld
Die Gebäude sollten auf ihre Wirkung im historischen Umfeld überprüft werden. Im Wesentlichen sind das die Blick- und Raumbeziehungen (jeweils in beide Richtungen):
Der Blick von der Kaiserpfalz nach Osten war historisch durch die Stiftskirche geprägt. Die neu zu errichtenden Gebäude dürfen aufgrund ihrer Höhe und des Volumens nicht als Pendant zur Kaiserpfalz zu verstehen sein.
Ablesbarkeit der Geschichte / Archäologie
Der Verlauf der ehemaligen Stadtmauer ist im Parzellenplan noch gut nachvollziehbar. Im Planungsbereich ist oberirdisch leider kein historischer Bestand erhalten. Die Nordwand des
Hubertushofes steht jedoch für den Verlauf der ehemaligen Stadtmauer. Darüber hinaus ist auf dem Grundstück des Hubertushofes ein kurzes Originalstück der Stadtmauer erhalten.
Die Verläufe der ehemals hier vorhandenen Stadtbefestigung mit Stadtmauer und Wall sollen räumlich / gestalterisch thematisiert werden.
Die Definition einer aus Gründen des Denkmalschutzes sogenannten Tabuzone, die wesentlich auch den heutigen Parkplatz beinhaltet und die von baulichen Eingriffen freibleiben sollte, führt dazu, dass sich das eigentliche Planungsgebiet auf das Kasernengelände beschränkt. Dies
spiegelt sich in der Definition des Wettbewerbsgrundstücks wieder.
Beurteilungskriterien
Beurteilung durch das Preisgericht
Das gewählte Motiv der Arbeit, der Kreuzgang, wird kreativ neu interpretiert, drei Baukörper und drei Höfe werden als baulich-räumliche Einheit mit einem Sockel verbunden.
Durch diese Setzung entsteht eine überzeugende Klärung der drei großen Stadträume - nämlich der große offene Freiraum vor der Kaiserpfalz, der potentiell kleinteilige Freiraum im Bereich des ehemaligen Stiftsgartens (Kreuzgang) und einer bewussten Quartiersentwicklung durch solitäre Bebauung des ehemaligen Kasernenareals.
Die Gesamtintervention korrespondiert aus denkmalpflegerischer Sicht gut mit dem großen Maßstab der Kaiserpfalz und den vorgenannten großformatigen Stadträumen. ...
Das Ergebnis ist ein Ensemble, das den großen Höhenunterschied der Topographie gut löst und den höher gelegenen Teil sinnvoll mit den angrenzenden Stadtteilen verbindet.
Die Nord-Süd-Durchwegung ist entlang der denkmalgeschützten Kasernenbauten gewährleistet und leitet gut die Besucherströme. Die gewünschte Ost-West- Durchquerung im Zuge der Wallanlagen wird gänzlich ignoriert. Dabei wird hinterfragt ob die entstehenden Stadträume zwischen Großprojekt und angrenzender Bebauung qualitätsvoll entwickelt werden können.
Die Gesamtanlage bildet mit dem Amtsgericht an seiner Nordseite eine stimmige Baukomposition und eine einladende Adresse zur Stadt.
Aus dem Sockelgeschoß, in dem die drei Höfe, das Forum, der Tagungshof und der Veranstaltungshof richtig organisiert sind, erwachsen drei Gebäudekörper mit abgestuften Gebäudehöhen mit drei bzw. vier Geschossen die den Blick auf die historische Bausubstanz des Areals freihalten.
Die direkte Nachbarschaft zum Hubertushof wird trotz des Versuchs der Höhenstaffelung kritisiert, insbesondere durch die entstehende lange Fassadenflucht zum bestehenden Hotel.
Das Dach des Sockels bildet einen öffentlich begehbaren Garten im Sinne einer Stadtlandschaft, mit interessanten erhöhten Betrachterstandorten zur Stadt und Kaiserpfalz.
Das Hotel ist in zwei Baukörper eingeteilt, wobei die Erschließung des rückwärtigen Hotelteils nur unbefriedigend gelöst ist. Das Hotel besitzt zwei Zugänge, einen an der Wallstraße und einen vom Forum her, die innenräumlich nicht ansprechend verbunden sind. Die notwendige getrennte Nutzbarkeit bzw. Bewirtschaftung von Hotel und Veranstaltungsbereich ist nachgewiesen.
Die Stadthalle ist innerhalb des Ensembles gut platziert. Die stadträumliche Präsenz wird kritisch diskutiert.
Kritisch betrachtet wird das Maß der Öffentlichkeit der angebotenen Hofräume in Hinblick auf Schwellenwirkung und Trennwirkung durch Teilüberdachung, innerer Lage und gemeinsamer Nutzung durch Hotel und Veranstaltungshalle. Zu klären bleibt, inwiefern hierdurch das Selbstverständnis der Stadt ausreichend berücksichtigt wird.
Kontrovers diskutiert wird der Umstand, dass der vorgeschlagene Entwurf eher ein architektonisches Großprojekt mit den damit einhergehenden Einschränkungen in unabhängiger, phasenweiser Entwicklung, als ein städtisch entwickeltes Quartier mit Straße, Platz, Objekt darstellt. Hieraus ergibt sich eine zu beachtende Abhängigkeit der Betreiberkonzepte.
Insgesamt stellt die Arbeit einen mutigen und eigenständigen Ansatz dar, dessen Vorzüge in der stadträumlichen Strukturierung und Wirkung liegt, die Frage der gemeinsamen Adressbildung mit Hilfe eines großen Objektes jedoch aufwirft.
Beurteilung durch das Preisgericht
In einer wohltuend zurückhaltenden Art greifen die Verfasser die Elemente der traditionellen Stadt mit Block, Gasse, Platz und Garten auf und ergänzen so in Fortführung deren Grammatik die vorhandene Stadt durch ein weiteres, neues Quartier. So gelingt es einfühlsam, einerseits das vorgegebene Programm auf drei angenehm proportionierte Baukörper zu verteilen und andrerseits durch ein leichtes Spiel der Bauten und Fassaden ein ansprechendes Netz an einladenden Freiräumen zu entwickeln.
Während auf der Ostseite der Hubertushof gut in diese Folge eingebunden wird, gelingt auf der Westseite der Übergang zu den denkmalgeschützten Kasernenbauten durch die Verdrehung und die Höhenlage dies nur eingeschränkt. Die grundsätzliche Fortführung der vorgefundenen Höhenlage, die Ausbildung der Gartenfugen und den damit verbindenden Übergang nach Norden sind lobenswert.
Die Wirkung der Fassade mit den doch schon bekannten Bildern wird aus der Sicht des Preisgerichtes der besonderen Stellung des Projektes nicht gerecht. Die vorgeschlagene Materialität mit geschlämmten Klinkern und Holz vermittelt ein angenehmes Bild, wird jedoch hinsichtlich der durchgehenden Einheitlichkeit über das gesamte Areal kritisch diskutiert. Wäre ein wenig mehr changierende Vielfalt hier nicht dienlich? Ebenso wir das durchgehende Prinzip der gefalteten Dächer zwiespältig diskutiert, da sie einerseits ein einprägsames Bild bieten andererseits jedoch eine Diskrepanz zwischen Funktion und Gestalt erkennen lassen.
Die innere Organisation von Hotel und Stadthalle ist in Struktur und Raumfolgen klar angeordnet und lässt eine gute Nutzung erwarten. Der Verbindungsgang zwischen den Hotelbauten öffnet zwar reizvolle Blicke, ist in seiner inneren Gliederung fragwürdig und aus Sicht des Straßenraums heraus verstellend.
Das Forum öffnen sich mit einer einladenden Treppe großzügig wir richtig zum Stiftsgarten und wird durch angelagerte Nutzungen belebend gefasst. Seine Atmosphäre, insbesondere ohne größere Bespielung kann in der dargestellten Form jedoch noch nicht überzeugen.
Die Erschließung wird richtigerweise weitgehend über die Tiefgarage abgewickelt. Deren innere Organisation ist jedoch noch unübersichtlich und hinsichtlich der unterschiedlichen Andienung sicherlich noch optimierbar.
Die Arbeit überzeugt so durch ihre zurückhaltende Fortschreibung der städtischen Grammatik, die Klarheit der Bauten, die vielfältigen öffentlichen Räume und insbesondere daraus entstehenden einfühlsame Einordnung des Ensembles im Dialog zu den umgebenden städtischen Räumen.
Beurteilung durch das Preisgericht
Dem Verfasser ist es gelungen, mit nur 2 Baukörpern und überschaubaren Baumassen den Freibereich vom Stiftsgarten aus fortzusetzen. Durch die Anordnung des Hotels in den hinteren Bereich des Baufeldes rückt es aus der Sichtachse der Kaiserpfalz. Die Absenkung zur Mauer an der Clausthaler Straße lässt ein ebenes Gelände bis auf das Niveau des Stiftsgartens entstehen. Die Orientierung der Stadthalle zum Stiftsgarten und zur Stadt wird positiv bewertet, auch in Bezug auf die Sichtachse von der Kaiserpfalz.
Die Stadthalle ist für den Publikumsverkehr gut zugänglich. Das Gelände ist vielseitig zugänglich, somit sind Verbindungen in Süd-/Nord-Richtung wie auch von Ost nach West zur Markierung der Stadtmauer gegeben.
Der Forumsplatz in rückwärtiger Lage wird nur bedingt bespielbar sein. Der kompakte Hotelbau rückt sehr dicht an die Kaserne (Stadtverwaltung) und schränkt aus denkmalpflegerischer Sicht die notwendige Raumwirkung des Kasernengebäudes ein. Dies bewirkt letztendlich auch eine Einschränkung der Attraktivität der Hotelzimmer zu dieser Seite.
Der Freibereich zwischen Hubertushof und neuem Hotel ist in seiner Typologie nicht klar definiert und seine Entwicklungsfähigkeit auf der Tiefgarage eingeschränkt.
Ansonsten nimmt der Entwurf Rücksicht auf die denkmalgeschützten Kasernen, aber viel mehr noch auf den denkmalgeschützten Hubertushof. Die Zufahrt zur Tiefgarage ist gut gewählt. Die Anlieferung des Hotels hingegen ist problematisch. Die Anordnung der Skybar mit Blick auf die Kaiserpfalz ist sicher attraktiv, widerspricht jedoch der geforderten betrieblichen Trennung von Stadthalle und Hotel.
Die Architektur ist angemessen und zurückhaltend, sieht man von einigen modischen Elementen ab.
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Entwurf versucht Veranstaltungshalle und Hotel durch die Eingänge und sonstige Erschließung zu vereinen. Kurze und direkte Wege erschließen alle notwendigen Anlaufstellen. Die Außenräume mit Vorfahrten, Forum und Grünbereich auf der Südseite des Hotels sind eindeutig gegliedert und erfahrbar sowie durch Blickbeziehungen erkennbar.
Die Lage der beiden Baukörper wird positiv beurteilt, bis auf die Hotelorientierung in Ost-Westrichtung mit zu geringen Abständen zu Hubertushof und Amtsgericht/Verwaltungsgebäude.
Positiv zu werten, ist die Lage der Veranstaltungshalle mit Blickbeziehung zur Kaiserpfalz und zur Stadt bzw. zum Stiftsgarten.
Die geringe Breite der Nord-Süd-Verbindung vom Busparkplatz über das Forum zum Stiftsgarten wird kritisch gesehen.
Der Blick vom Hotel auf den Stiftsgarten wird durch eine unattraktive Dachfläche der Veranstaltungshalle eingeschränkt. Die Fassaden werden vom Material und seiner Gliederung angenehm registriert.
Die Höhenentwicklung ist bis auf das Hotel und der Lage der Achse zwischen Stiftsgarten und Forum gut berücksichtigt. Das Forum ist wenig attraktiv für die Gesamtsituation, insbesondere der Zugänglichkeit und Sichtbarkeit vom Stiftsgarten.
Der Gesamtentwurf überzeugt städtebaulich und baukörperlich nicht zur vollsten Zufriedenheit.
Fachpreisrichter
Sachpreisrichter
Stellvertretender Sachpreisrichter
Sachverständige Berater (ohne Stimmrecht)
Vorprüfung